Siglistorf
Kampfwahl: Glücksfall oder Anzeichen für Dorfknatsch?

Der Ammann über den Umstand, dass in Siglistorf drei Männer und eine Frau gegen die drei Bisherigen um die fünf Gemeinderatssitze antreten und ob die Debatte um einen Fragebogen damit zu tun hat.

Stefanie Garcia Lainez
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In der Nachbargemeinde Fisibach hat es zu wenig Kandidaten, in Siglistorf gleich vier Neue.

In der Nachbargemeinde Fisibach hat es zu wenig Kandidaten, in Siglistorf gleich vier Neue.

Alex Spichale

Während Fisibach nicht genügend Kandidaten für die fünf Gemeinderatssitze hat, kommt es im Nachbardorf Siglistorf zu einer Kampfwahl: Gleich vier Neue steigen mit drei Bisherigen ins Rennen um die fünf Gemeinderatssitze. Dass sich in seiner Gemeinde bis zum Ablauf der Anmeldefrist nur drei Kandidaten (alles Bisherige) zur Verfügung stellten, ist für den Fisibacher Ammann auch ein Indiz dafür, dass die Bevölkerung im Dorf zufrieden sei. Ist die Kampfwahl für das benachbarte Siglistorf nun ein Luxusproblem oder Ausdruck eines Grabens im Dorf?

Zur Erinnerung: In der fast 700 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Gemeinde Siglistorf entbrannte im Juni eine Debatte um einen Fragebogen, den die wieder antretenden Gemeinderatsmitglieder auf Wunsch einer Ad-hoc-Gruppe hätten schriftlich beantworten sollen.

Den Exekutivmitgliedern waren die Fragen zur Motivation ihrer Kandidatur zu persönlich. Sie wollten sich stattdessen mit der Gruppe zu einem Gespräch treffen, was diese aber ablehnte. An der darauffolgenden Gemeindeversammlung erklärte Vizeammann Daniel Blum, dass er die Fragen beantwortet hätte, der Begleitbrief dazu aber unterste Schublade gewesen sei.

Für Ammann ist Kampfwahl nicht als Opposition zu verstehen

Für Gemeindeammann Stefan Schuhmacher (parteilos) ist klar:

«Dass die Siglistorfer Bevölkerung eine solche Auswahl hat, ist für das Dorf ein Glücksfall.»

Dass die zahlreichen Kandidaturen das Resultat der Fragebogen-Aktion und als Opposition zum amtierenden Gemeinderat zu verstehen seien, glaubt er nicht.

Der Gemeindeammann selbst tritt nach 20 Jahren im Amt nicht mehr zu den Gesamterneuerungswahlen an. Auch Gemeinderat Bernhard Rust (parteilos), der seit 2014 Teil der Exekutive ist, hört Ende Jahr auf. Nebst Vizeammann Daniel Blum, der wieder als Vizeammann kandidiert, sowie den beiden Gemeinderätinnen Stefanie Spahr und Claudia Liebing buhlen neu André Keller, Christian Di Giorgio, Roman Frei und Susanne Röhrs (alle parteilos) um die fünf Gemeinderatssitze.

Das sind die vier Neuen

Mit Susanne Röhrs, André Keller, Roman Frei und Christian Di Giorgio (alle parteilos) steigen gleich vier Neue in den Wahlkampf ein. Roman Frei kandidiert ausserdem als Gemeindeammann.

Der 42-jährige Roman Frei verbrachte bereits seine Kindheit im Dorf und möchte sich «für ein dynamisches Dorfleben für Jung und Alt» einsetzen, schreibt er über sich im aktuellen Infoblatt. «Meine Berufserfahrung und meine Ausbildungen qualifizieren mich als Gemeindeammann zu kandidieren und beizutragen, dass wir auch in Zukunft eine attraktive Gemeinde sind und bleiben werden.» Roman Frei ist Verkaufsleiter bei der Firma Iwaz in Wetzikon und Geschäftsleiter sowie Inhaber der Firma Brönni Blechtechnik in Gebenstorf.

Susanne Röhrs ist die einzige Frau unter den neu Kandidierende und möchte als Gemeinderätin etwas für das Gemeindewohl beitragen sowie Siglistorf aktiv in die weitere Zukunft zu begleiten. Die 54-Jährige wohnt seit 2005 in Siglistorf und arbeitet als Product Owner bei der Hypothekarbank in Lenzburg.

Der Jüngste unter den Gemeinderatskandidaten ist der 40-jährige Christian Di Giorgio. Der Familienvater wohnt seit 2015 im Dorf möchte dafür sorgen, dass sich die Gemeinde auch künftig als Wohn- und Arbeitsort inklusive Schule für Einwohnerinnen und Einwohner attraktiv bleibt. Er ist Betriebselektriker bei Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ).

Der 51-jährige Rechtsanwalt und Mediator André Keller stammt aus Endingen und wohnt seit 2019 in Siglistorf. Als Gemeinderat möchte er Mitverantwortung für die Entwicklung des Dorfes und für die Gestaltung des Zusammenlebens übernehmen. «Ein konstruktiver und wertschätzender Umgang mit den Menschen und im Team liegen mir am Herzen.» 

Was den Ammann am meisten freut: «Im Gegensatz zu 2017 musste der Gemeinderat bei den aktuellen Gesamterneuerungswahlen nicht aktiv nach Kandidierenden suchen.»

Kandidierende stellen sich in Infoblatt vor

Im aktuellen Infoblatt präsentieren sich alle sieben Gemeinderatskandidaten – und beantworten dort auch teilweise Fragen aus dem umstrittenen Fragebogen. Ammann Stefan Schuhmacher stellt klar, dass es sich dabei nicht um die als heikel befundenen Fragen handelt. Auch sei Präsentation im Infoblatt auf freiwilliger Basis erfolgt. «Alle Kandidieren hatten die Möglichkeit, sich nach dem gleichen Raster auf derselben Plattform der Bevölkerung vorstellen zu können.»