Kolumne
Auch Männer haben ein Recht auf PMS

In ihrer Kolumne «Liebes Leben, wir müssen reden» schreibt Social-Media-Redaktorin Maria Brehmer über alles, was das Leben schöner macht – und manchmal auch schwieriger. Heute: Warum Frauen toleranter mit schlechten Launen ihrer Männer umgehen sollten.

Maria Brehmer
Drucken

Sandra Ardizzone

Hätten auch Männer einen weiblichen Zyklus, würden sie die damit einhergehenden Beschwerden um einiges schwerer ertragen als Frauen – jedenfalls, wenn es nach der deutschen Studie mit dem schönen Namen «MENstruations» geht.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis: 95% der befragten Frauen beurteilen Männer generell als wehleidig. Und immerhin 60% der befragten Männer schätzen sich als das eigentlich «schwache Geschlecht» ein.

Acht von zehn Frauen leiden unter PMS

Dass Frauen Schmerzen besser ertragen, weil sie wegen ihrer Menstruation und Geburten immer wieder Schmerzen ertragen müssen, hingegen Männer schon bei einem kleinen Schnitt das Gesicht verziehen, als hätten sie gerade in eine Zitrone gebissen, ist nichts Neues.

Doch mich beschäftigt ab und an die Tatsache, dass ich Monat für Monat Schmerzen habe – hingegen das körperliche Wohlbefinden meines Freundes nur selten gestört wird. Ich gehöre zu den acht von zehn Frauen im gebärfähigen Alter, die unter dem sogenannten Prämenstruellen Syndrom, kurz PMS, leiden. Das heisst: Bereits Tage vor der Menstruation schmerzen Teile meines Körpers, ich fühle mich unwohl, habe Stimmungsschwankungen und oft schlechte Laune, bin gereizt und unruhig. Kurz: Mir geht es jeweils ziemlich mies.

PMS hat Auswirkungen auf Männer

Ich fühle mich den Männern gegenüber deswegen nicht benachteiligt. Stattdessen bin ich dankbar, dies wegen der den Frauen attestierten Leidensfähigkeit jeweils gut ertragen zu können. Dass Männer davon verschont bleiben, macht mich weder neidisch noch missmutig. Dass mich dieser biologische Unterschied immer wieder in alltäglichen Dingen einschränkt, etwa dann, wenn ich Sport machen will und wegen der Schmerzen darauf verzichten muss, nervt trotzdem manchmal.

Dieser biologische Unterschied hat auch Auswirkungen auf Männer. Auch das zeigt die «MENstruations»-Studie. Denn ist die Frau oder Freundin ein paar Tage im Monat eine andere, müssen Männer sich die Frage stellen: Wie reagiere ich, wenn meine Frau oder Freundin morgens nicht mit einem «Die Welt ist so schön»-Lächeln aus dem Bett hüpft und auch den Rest des Tages oft schlechte Laune verbreitet? Nicht die Unterstützung geben kann, die ich mir wünsche oder vielleicht brauche? Wenn sie mich übertrieben heftig zusammenscheisst, etwa, wenn die Pasta nicht al dente sind oder ich gerade ein E-Mail schreibe, statt ihr zuzuhören?

Aus dem Ergebnis der Umfrage geht hervor: Männer reagieren dann mit viel Verständnis. Ein Drittel der Befragten hält es gar für gerechtfertigt, vor Gericht auf mildernde Umstände zu plädieren, wenn eine Frau unter Einfluss von PMS ein Verbrechen begeht.

An PMS-Tagen noch ein bisschen netter

All meine Ex-Freunde, und waren sie manchmal noch so unsensibel («wieso heulst du? Das ist doch nur ein Film.»), waren an PMS-Tagen immer noch ein bisschen lieber zu mir. Überlegte Männer wissen, dass Frauen mit PMS-bedingter schlechter Laune nicht böse sind, sondern ihren Hormonschwankungen ausgeliefert. Übrigens lasse ich meine schlechten Gefühle heute oft zu, anstatt sie wegzudrücken. Was nur geht, weil ich einen Partner habe, der dafür Verständnis hat.

Lesen Sie ausserdem

Hier finden Sie alle Kolumnen von «Liebes Leben, wir müssen reden».

Kürzlich sassen er und ich bei gutem Essen, gutem Wein und guter Stimmung. Bis sie bei ihm kippte – einfach so, ohne Grund und nur für ein paar Minuten. Was mich ärgerte, und das liess ich ihn wissen. Als alles wieder gut war, scherzte er: «Sollten nicht auch Männer das Recht auf ein bisschen PMS haben?» Ich schluckte leer, denn natürlich hatte er recht. Auch Frauen sollten Verständnis zeigen, wenn ihre Partner mal keine Lust auf Lächeln haben. Umso mehr wenn man bedenkt, dass sie ihr Leiden schwerer ertragen als wir.