Finanzpolitik
Solides Ergebnis, tiefe Investitionsquote, unterdurchschnittliche Steuerkraft: Die wichtigsten Erkenntnisse zum Jahresabschluss 2021 der Gemeinde Wald

Die letztjährige Jahresrechnung der Vorderländer Gemeinde schliesst mit einem Ertragsüberschuss ab. Gemeinderat Thomas Stahr erklärte an der öffentlichen Versammlung, warum der finanzielle Spielraum trotzdem beschränkt bleiben wird.

Jesko Calderara
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Die Steuerkraft der Gemeinde Wald ist im kantonalen Vergleich unterdurchschnittlich tief.

Die Steuerkraft der Gemeinde Wald ist im kantonalen Vergleich unterdurchschnittlich tief.

Bild: PD

Wie fast alle Ausserrhoder Gemeinden erzielte auch Wald 2021 einen Ertragsüberschuss. Der für die Finanzen zuständige Gemeinderat Thomas Stahr präsentierte die Einzelheiten des Abschlusses am Montagabend an der öffentlichen Versammlung in der Mehrzweckanlage den rund 25 Anwesenden. Im Folgenden die wichtigsten Erkenntnisse zum letztjährigen Jahresabschluss:

Wald hat 2021 ein solides Ergebnis erwirtschaftet

Die Jahresrechnung 2021 der Gemeinde Wald schliesst bei Einnahmen von knapp 5,8 Millionen Franken mit einem Ertragsüberschuss ab. Dieser beläuft sich auf 282 000 Franken. Der Voranschlag 2021 sah demgegenüber einen Gewinn von 55 000 Franken vor. Mit dem Ergebnis zeigte sich Stahr zufrieden. «Wir sind stabil, aber nicht rosig unterwegs», betonte er.

Das Investitionsvolumen war 2021 sehr tief

Im vergangenen Jahr betrugen die Nettoinvestitionen nur knapp 48 000 Franken. Das ist sehr wenig. Im Voranschlag war ein Investitionsvolumen von immerhin 325 000 Franken eingeplant. Grund für die Minderausgaben sind Vorhaben, deren Realisierung sich verzögerten. Der entsprechende Aufwand fällt 2022 oder in den nächsten Jahren an.

Die Vorderländer Gemeinde ist stark von den Sondersteuern abhängig

In Wald sprudeln wie in anderen Ausserrhoder Gemeinden die Einnahmen aus Sondersteuern. Dazu zählen unter anderem die Grundstückgewinnsteuer und die Erbschaftssteuer. Zum Vergleich: Während Wald 2017 aus Sondersteuern 250'000 Franken einnahm, waren es 2021 bereits 685 000 Franken. Das Problem: Dieser Posten ist volatil und lässt sich kaum prognostizieren.

Wald bekommt immer weniger aus dem Finanzausgleich

Die Vorderländer Gemeinde gehört zu den Nettoempfängerinnen des kantonalen Finanzausgleichs. Die Beträge sind aber in den letzten zehn Jahren stark zurückgegangen. 2012 erhielt Wald rund 900'000 Franken aus dem Finanzausgleich, im vergangenen Jahr waren es noch 500'000 Franken. Stahr geht davon aus, dass Wald mit der anstehenden Revision des Finanzausgleichsgesetzes künftig noch weniger bekommen wird.

Trotz des Gewinns bleibt der finanzpolitische Handlungsspielraum klein

Auf den ersten Blick sehen die finanzpolitischen Aussichten der Gemeinde Wald rosig aus. Die Verschuldung ist tief und das frei verfügbare Eigenkapital betrug per Ende 2021 fast 2,5 Millionen Franken. Trotzdem bleibt der Spielraum begrenzt, wie Thomas Stahr anhand möglicher Investitionsprojekte aufzeigte. Demnach wäre es eine Herausforderung, im Rahmen der gesetzlichen Schuldenobergrenze den Neubau der Gemeindekanzlei oder die Sanierung des Altersheims zu realisieren. Ein Problem ist in diesem Zusammenhang, dass Wald eine unterdurchschnittliche Steuerkraft aufweist. Sprich: Es gibt in der Vorderländer Gemeinde verhältnismässig wenig finanzkräftige Steuerzahler. Die Selbstfinanzierung ist so tief, dass über 90 Prozent der geplanten Ausgaben durch Fremdkapital finanziert werden müssen, was die Verschuldung entsprechend schnell ansteigen lässt.


Kooperation bei der Wasserversorgung wird geprüft

In Wald werden zurzeit Entscheidungsgrundlagen für die langfristige Sicherstellung der Trinkwasserversorgung geprüft. Dazu laufen Verhandlungen mit der Wasserkorporation Vorderland, wie an der Versammlung bekannt wurde. Wald ist bei der Wasserversorgung autonom und bezieht nur Quellwasser. Dieses reichte in den vergangenen Jahren aber kaum aus. Bei Trockenheit musste teilweise sehr grosse Mengen Wasser aus dem Letzibach entnommen und ins Rohwasser-Reservoir Säge gepumpt werden. Dieser Zustand könne nicht mehr länger toleriert werden, sagte der zuständige Gemeinderat Christian Frehner. (cal)