Fernwärme
Eine 170 Meter lange Hängebrücke über die Thur: Wenn die Fernwärme nach Jonschwil kommt, wird das Realität

Derzeit führt die Betreiberin Regional Werke Toggenburg AG Gespräche mit potenziellen Abnehmern von Fernwärme in der Gemeinde Jonschwil. Die Gemeinde hat sich nun offiziell angemeldet.

Pablo Rohner
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Von hier soll die Wärme nach Jonschwil kommen: die Anlagen des Zweckverbands Abfallverwertung Bazenheid (ZAB).

Von hier soll die Wärme nach Jonschwil kommen: die Anlagen des Zweckverbands Abfallverwertung Bazenheid (ZAB).

Bild: Sascha Erni

Bazenheid, Kirchberg – und bald Jonschwil? Die Planung der Fernwärmeleitung in die Gemeinde wird konkreter. Im Dezember stellte die Regionalwerk Toggenburg AG (RWT) das Projekt im Oberstufenzentrum Degenau möglichen Abnehmerinnen und Abnehmern vor.

Damit begab sich die RWT an einen zentralen Ort für das Projekt. Im Gebiet Degenau/Steinacker werden Zusagen von Industriebetrieben und dem Oberstufenzentrum benötigt, um das Projekt anzuschieben. Die Zusage der Gemeinde hat die RWT schon. Neben dem Oberstufenzentrum sollen auch die Primarschulanlage in Jonschwil und das Gebiet Poststrasse Süd mit 30 bis 40 geplanten Wohnungen und einem neuen Gemeindehaus mit Fernwärme versorgt werden, sagt Gemeindepräsident Stefan Frei. Kürzlich habe sich die Gemeinde offiziell als Abnehmerin angemeldet.

Für die bestehenden Schulanlagen müsste die Gemeinde je 100'000 Franken Anschlussgebühren bezahlen, hinzu kämen 150'000 Franken als Anschubfinanzierung. Diese würde es der RWT erlauben, den Energiepreis etwas tiefer anzusetzen. Die Anschubfinanzierung und die Anschlussgebühren sind im Investitionsbudget 2023 der Gemeinde bereits enthalten.

So funktioniert Fernwärme

Die Wärme kommt von den Kehricht- und Schlammverbrennungsanlagen des ZAB in Bazenheid. In Form von heissem Wasser wird sie über das Verteilnetz zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern geleitet. Nach dem Entzug der Wärme in den Gebäuden fliesst das abgekühlte Wasser über ein zweites Rohr zum ZAB zurück. Nach dem Umbau des Energieparks Bazenheid stehen dort jährlich insgesamt bis zu 450'000 MWh Wärme zur Verfügung. Für das Wärmenetz Bazenheid, Kirchberg mit Jonschwil würden jährlich rund 25'000 MWh bezogen. (pd/rop)

Verglichen mit den Kosten, um alle Gas- und Ölheizungen in den gemeindeeigenen Gebäuden durch Wärmepumpen zu ersetzen, lägen diese Ausgaben deutlich tiefer, so Stefan Frei.

RWT will sich Mitte Jahr entscheiden

Der politischen Gemeinde und der allenfalls auch interessierten katholischen Kirchgemeinde sollen Firmen und private Haushalte als Interessenten folgen. Wie die RWT mitteilt, werden derzeit Gespräche geführt. Die Entscheidung, ob investiert und somit gebaut wird, soll Mitte des Jahres fallen. Derzeit geht die RWT von mindestens 4000 Megawattstunden (MWh) aus, die jährlich nachgefragt werden müssen, um das Projekt rentabel betreiben zu können. Wie schon bei der Erschliessung von Bazenheid und Kirchberg arbeitet die RWT auch für Jonschwil mit dem Wiler Ingenieurbüro Calorex zusammen.

Das Spektakulärste am Projekt ist ein Nebeneffekt. Auf dem Weg von Bazenheid nach Jonschwil muss die Fernwärme in Form von heissem Wasser die Thur überqueren. Dazu ist vorgesehen, eine 170 Meter lange Hängebrücke über den Fluss zu bauen, an der die Leitungen befestigt sind.

Hängebrücke zwischen Schachen und Au

Gemäss einer Studie könnte die begehbare Brücke zwischen dem Gebiet Schachen auf Jonschwiler Seite und dem Gebiet Au auf Bazenheider Seite gebaut werden. Die Hängebrücke würde die Wandergebiete beidseits der Thur verbinden, zu beiden Brückenenden würden neue Wanderwege gebaut. Für Stefan Frei, der auch Präsident der St.Galler Wanderwege ist, wäre die Hängebrücke ein grosser Gewinn für das regionale Wandergebiet:

«Heute haben wir zwischen der Schwarzenbacher Brücke und der Mühlau bei Bazenheid keinen Thurübergang.»

Finanziert werden soll die Hängebrücke zu je einem Drittel von den Gemeinden Jonschwil und Kirchberg sowie von der RWT, sagt Stefan Frei. Der Anteil der Gemeinde Jonschwil wird gemäss Studie 125'000 Franken betragen. Auch dieser Betrag ist bereits im Investitionsbudget 2023 enthalten.