Eröffnung
In Göschenen gibt’s nun das grösste Waldreservat von Uri

Auf 645 Hektaren Urner Wald lässt man der Natur fortan freien Lauf. Für die Freizeitnutzung ändert sich damit nichts, für bedrohte Arten aber viel.

Karin Bissig
Drucken

Das Göschenertal ist ein Eldorado für Natur- und Sportbegeisterte. Die Berglandschaft mit ihren teils uralten Bäumen und der Vielfalt an Pflanzen- und Vogelarten lockt Tag für Tag Besucherinnen und Besucher an.

Nun wird sie langfristig unter Schutz gestellt: Der Kanton hat mit der Korporation Uri und der Korporationsbürgergemeinde Göschenen einen Vertrag zur Sicherung des ökologisch wertvollen Waldgebiets im Göschenertal unterzeichnet. Damit wurde das grösste Urner Waldreservat geschaffen.

Roland Wüthrich, Josef Zgraggen, Wendelin Loretz, Regierungsrat Dimitri Moretti und Kurt Schuler (von links) bei der offiziellen Eröffnung des Reservats.

Roland Wüthrich, Josef Zgraggen, Wendelin Loretz, Regierungsrat Dimitri Moretti und Kurt Schuler (von links) bei der offiziellen Eröffnung des Reservats.

Bild: Karin Bissig (Göschenen, 16. 6. 2023)

Es erstreckt sich über 645 Hektaren. Das ist rund fünfmal die Fläche des Göscheneralp-Stausees. Das geschützte Gebiet beginnt hinter Abfrutt und verläuft über beide Flanken des Tals. Es umfasst zusätzlich das Waldgebiet am Eingang zum Voralptal. Am Freitag nun wurde das neue Reservat offiziell eröffnet.

Ziel ist der Schutz seltener Arten

Gebirgswälder wie jener im Göschenertal seien dank der extensiven Nutzung sehr naturnah geblieben, erklärte Regierungsrat und Forstdirektor Dimitri Moretti in seiner Begrüssungsrede. Deshalb lebten in diesen Gebieten Tiere und Pflanzen, die nur noch an wenigen Orten anzutreffen seien, darunter auch 13 gefährdete Vogelarten. «Für diese seltenen Waldstandorte und für die umgebenden intakten Lebensräume tragen wir eine grosse Schutzverantwortung», betonte Moretti.

Mit der Ausscheidung des Waldreservats Göschenertal würden der Kanton Uri und die Korporationsbürgergemeinde Göschenen diese Verantwortung wahrnehmen. In den nächsten 50 Jahren soll das Gebiet nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt werden. Dreiviertel der Fläche gelten als Naturwaldreservat, was bedeutet, dass keine Bäume mehr gefällt oder abtransportiert werden dürfen. Man lässt der Natur freien Lauf.

Das Waldreservat umfasst unter anderem 137 Hektaren Lärchen-Arvenwälder.

Das Waldreservat umfasst unter anderem 137 Hektaren Lärchen-Arvenwälder.

Bild: PD

Der restliche Teil erlaubt gezielte Eingriffe, um bedrohte Arten zu fördern. Für Kantonsforstmeister Roland Wüthrich ist das Nebeneinander von minimalen Eingriffen und «Natur pur» der vielversprechendste Weg zur Förderung der Vielfalt von Flora und Fauna.

Bereits acht Prozent des Urner Waldes geschützt

Das Waldreservat Göschenertal ist nach den Gebieten ums Rütli, am Rophaien, im Fellital und im Etzlital das fünfte Waldreservat, das im Kanton Uri ausgeschieden wird. Bis ins Jahr 2030 will der Kanton zehn Prozent der Waldfläche unter Schutz stellen. Mit dem Grossreservat Göschenertal kommt man diesem Ziel nun einen entscheidenden Schritt näher.

Die Bürgergemeindeversammlung Göschenen, der Korporationsrat Uri und der Urner Regierungsrat hatten dem Abschluss dieses freiwilligen Vertrags deutlich zugestimmt. Die Entschädigung durch Bund und Kanton beträgt 330’000 Franken. 90 Prozent erhält die Bürgergemeinde Göschenen, welche auf die Waldbewirtschaftung verzichtet, und zehn Prozent die Korporation Uri als Eigentümerin.

Keine Einschränkung für Freizeitaktivitäten

Das Waldreservat wirkt sich nur auf die Waldbewirtschaftung aus. Somit bleibt das Gebiet frei betretbar. Wandern, Biken und Klettern, das Sammeln von Beeren und Pilzen sowie Jagen sind weiterhin möglich.

Auch bleibt der Unterhalt von Wanderwegen gewährleistet. Kühe und Geissen dürfen ebenfalls im Waldreservat bleiben: «Die Alpwirtschaft und Waldweiden spielen eine wichtige Rolle beim Schutz der Artenvielfalt, indem sie die Wiesen vor Verbuschung schützen», erklärte Roland Wüthrich.

Drei Informationstafeln an den wichtigsten Ausgangspunkten zum Reservat geben Interessierten Auskunft über dieses besonders wertvolle Waldgebiet und seine Bewohner wie Birkhuhn, Iltis und Alpensalamander.

Drei Tafeln informieren die Besucherinnen und Besucher über die ökologischen Besonderheiten des Waldreservats.

Drei Tafeln informieren die Besucherinnen und Besucher über die ökologischen Besonderheiten des Waldreservats.

Bild: Karin Bissig (Göschenen, 16. 6. 2023)