Erstfeld
Engagierte Urner Bäuerinnen und Bauern im Spannungsfeld zwischen Versorgung und Ökologie

An der Jahresversammlung des Bauernverbands Uri standen das Siedlungsleitbild Andermatt, Maikäfer und erfolgreiche Lernende der Nachholbildung im Zentrum.

Christof Hirtler
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In ihrer Eröffnungsrede an der 87. Jahresversammlung des Bauernverbands Uri vom 14. April in Erstfeld hielten die Co-Präsidenten Max Müller und Sergio Poletti Rückschau auf ein Jahr, das geprägt war vom Klimawandel, von der Energiekrise oder den globalen Liefer­engpässen infolge des Kriegs in der Ukraine.

Ein Thema, das den Bauernverband ebenfalls beschäftigt, ist das Siedlungsleitbild von Andermatt. Die Gemeinde ist in den letzten Jahren stark gewachsen, Familien und Angestellte finden kaum mehr bezahlbaren Wohnraum, das einheimische Gewerbe keine geeigneten Flächen. So sollen nach den Plänen der Gemeinde landwirtschaftliche Flächen eingezont und im Zeitraum 2035 bis 2050 mit Wohnungen und Gewerberäumen überbaut werden. Der Gemeinderat Andermatt informierte am 18. August die Bevölkerung.

In seinem Jahresbericht nimmt der Bauernverband Uri klar Stellung: «Die betroffenen Grundeigentümer wurden im Vorfeld nicht beziehungsweise nicht vollständig informiert. 11 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche für die Siedlungsentwicklung zu verbauen, ist überrissen und keineswegs nachhaltig. Das Augenmerk ist auf die innere Verdichtung und die Bebauung bereits eingezonter Grundstücke zu richten.»

Hoffnung auf neue Engerlingsbekämpfung

«Maikäferengerlinge haben 2022 im Kanton Uri enorme Schäden im Wiesland verursacht», schreibt der Bauernverband Uri in seinem Jahresbericht weiter. In der obersten Bodenschicht fressen die Engerlinge die Wurzeln von wichtigen Futtergräsern. Die Pflanzen sterben ab und die Grasnarbe wird aufgelöst. Für die Bauernfamilien hat dies einen Minderertrag in der Futterernte zur Folge, der sich auf die Produktion und das Einkommen auswirkt. Die Folgen sind ein Tierabbau oder ein Futterzukauf.

Bisher war es nicht möglich, Engerlinge im steilen Gelände maschinell zu bekämpfen. Nun wurde am 14. April oberhalb Schattdorf eine innovative Bekämpfungsmethode gezeigt. Die Lösung ist eine von der Forschungsanstalt Agroscope hergestellte Flüssigkeit, die Beauveria-Pilzsporen enthält und mit einem durch GPS-Signale und Tablet gesteuerten Motormäher mittels Stachelwalzen in den Boden gespritzt wird. Dadurch sterben die Engerlinge ab.

Erfolgsmodell Nachholbildung

Das Interesse an der Nachholbildung ist weiterhin gross: Mit Klassengrössen von bis zu 24 Lernenden stossen die Schulzimmer an ihre Grenzen. Geehrt wurden 14 junge Landwirtinnen und Landwirte EFZ und ein Agrarpraktiker EBA. Ehrungen erhielten die beiden Meisterlandwirte Thomas Baumann aus Attinghausen und Christian Arnold aus Bürglen sowie der Dienstbote Richard Imholz aus Unterschächen.

Das Interesse an der Nachholbildung Landwirt/in EFZ am BWZ Uri ist gross.

Das Interesse an der Nachholbildung Landwirt/in EFZ am BWZ Uri ist gross.

Bild: PD / Christof Hirtler

Urs Schneider ist Vizedirektor des Schweizerischen Bauernverbands und seit 23 Jahren erfolgreicher Kampagnenchef. «Ihr müsst mich heute ein letztes Mal ertragen», sagte Schneider, der 2023 altershalber zurücktritt. Seit 23 Jahren reist er jährlich an mehrere GV der kantonalen Bauernverbände, sucht permanent den Kontakt zur Basis, motiviert und informiert: «Wir haben eine ganze Reihe Initiativen hinter uns und haben eine ganze Reihe Initiativen vor uns. Die Biodiversitätsinitiative ist das nächste grosse Thema.» Und Schneider denkt längst an die eidgenössischen Wahlen im Oktober: «Zusammen mit dem Schweizer Arbeitgeberverband und Economiesuisse will der SBV in den ländlichen Gebieten Wählerinnen und Wähler mobilisieren: ‹Perspektiven statt Wunschdenken – für eine wirtschafts- und landwirtschaftsfreundliche Politik›, das ist unser Slogan.»