Fasnacht Uri
Schnitzelbänke markieren den Höhepunkt der Göschener Fasnacht

Der Samstag stand in Göschenen ganz im Zeichen der Katzenmusik und der langersehnten Schnitzelbänke, die im gut besetzten Saal der Aula vorgetragen wurden.

Christof Hirtler
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Eine Rakete steigt zischend in den Nachthimmel und explodiert mit lautem Knall. Es ist Samstag, 18. Februar, 19 Uhr, beim Bahnhof Göschenen. Die Bläser intonieren die ersten Takte des Katzenmusikmarschs, die Trommeln setzen ein – die Katzenmusik startet ihre Tour durchs Dorf.

Die Katzenmusik startete ihre Tour am Bahnhof.

Die Katzenmusik startete ihre Tour am Bahnhof.

Bild: Christof Hirtler (Göschenen, 18. Februar 2023)

Vor dem Hotel Gotthard stehen zwei Touristen, fragen verwundert auf Französisch, ob dies der Karneval sei? Da und dort stehen ein paar Einheimische an der Strasse, hier und da öffnen sich Fenster. Fast gespenstig wirkt die Szenerie im fahlgelben Licht der Strassenlampen, das Dorf scheint menschenleer. «Wumm, wumm, wumm», dröhnen die Pauken, mehrfach schlägt das Echo von den nahen Felswänden zurück.

Lautstark zogen die Fasnächtlerinnen und Fasnächtler durchs Dorf.

Lautstark zogen die Fasnächtlerinnen und Fasnächtler durchs Dorf.

Bild: Christof Hirtler (Göschenen, 18. Februar 2023)

Der Zug biegt Richtung Göscheneralpstrasse, bewegt sich entlang der neu erbauten Arbeiterunterkünfte, dann ins Unterdorf, vorbei an der alten Kirche und macht Halt beim Hotel Weisses Rössli, das erstmals seit Jahrzehnten im Winter geöffnet ist. Die Katzenmusik nimmt im Wintergarten Platz. Es gibt Glühwein und Popcorn.

200 Fasnächtler im 500-Seelen-Dorf

«Das ist Leidenschaft, das ist Herzblut», sagt der Dirigent der Katzenmusik, Luki Mattli. Aufgewachsen ist er im Gwüest in der Göscheneralp. Sein Vater hält dort Ziegen. Lukas Mattli erinnert sich an die Fasnacht im Gasthaus Göscheneralp von Konrad und Alice Mattli, mit Pfannendeckel spielte man den Katzenmusikmarsch und sang Lieder bis am Morgen früh.

«Der Faschingclub Göschenen belebt Göschenen, die Fasnacht ist das Ereignis im Jahreslauf», sagt Mattli. An den fünf Anlässen nehmen jeweils bis zu 200 Fasnächtlerinnen und Zuschauer teil. Eine erstaunliche Zahl: Göschenen zählt nur 500 Einwohnerinnen und Einwohner.

Bereits ist es 20.10 Uhr und die Katzenmusik zieht weiter über die Reussbrücke, macht bei der «Krone» kehrt und zieht mit lautem Getöse durch den Bahnhof, vorbei am Bistro und am Infocenter der zweiten Röhre. Auf der gegenüberliegenden Seite, im gleissend weissen Scheinwerferlicht, liegt der Zugangsstollen. Gegen 21 Uhr zieht die Katzenmusik in der Aula elf elf ein. Es kommt zum grossen Finale – ein letztes Mal Fortissima und Platznehmen an den Festtischen.

31 Schnitzelbänke sorgen für Lacher

Hits der 80er-Jahre sind zu hören, von Nena oder der Spider Murphy Gang. Die Saal-Deko ist minimalistisch-pragmatisch: Kunststoff-Clowns an den Fenstern, rot-weisse Absperrbänder und Baustellenschilder an der Decke, passend zum Fasnachtsmotto 2023: «Baustelle».

Peter Fedier, Vivian Walker und Emmanuel Steiner (von rechts) tragen ihre Schnitzelbänke vor.

Peter Fedier, Vivian Walker und Emmanuel Steiner (von rechts) tragen ihre Schnitzelbänke vor.

Bild: Christof Hirtler (Göschenen, 18. Februar 2023)

Um 22 Uhr wird das Licht im Saal heruntergefahren: Peter Fedier, Vivian Walker und Emmanuel Steiner präsentieren die mit Spannung erwarteten Schnitzelbänke. Darunter Sprüche wie dieser: «Ja z’Altdorf isch Tropheä-Schai / Yserä Ex-Schriber gaht ai. / Är seid: ‹Ich bringä de käis Gweih, nyyd Üsgstopfts, sicher näi!› / Är findet’s, gwiss ä Sensation – dass är si Rucksack zäigi / der wonär uf dr Munggä-Jagd dur durä g’schossä häigi!»

Manuela Scheiber propagiert zwei Wochen bezahlte Fasnachtsferien für alle.

Manuela Scheiber propagiert zwei Wochen bezahlte Fasnachtsferien für alle.

Bild: Christof Hirtler (Göschenen, 18. Februar 2023)

Nach 31 Schnitzelbänken und viel Applaus intonieren die Schnitzelbänkler zum Abschluss das Fasnachtslied 2023:

«Ds Geschänä isch Fasnachtszyt, diä scheeni Fasnachtszyt / Drum singet etz das Liäd mit yys und hend ä chly Flyyss / Vom chlinschtä Zwirgel bis zum Gräis / Miär singet jetzt grad äis ...»