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Die Vorbereitungen für den Bau der zweiten Gotthard-Strassenröhre sind angelaufen. Bis die Bohrmaschinen auffahren, dauert es aber noch ein wenig.
Unmittelbar vor der Göschener Gemeindeversammlung, die am Freitag im Beisein von 64 Stimmberechtigten in der Aula über die Bühne ging, orientierten zwei Vertreter des Bundesamtes für Strassen (Astra) über den aktuellen Stand in Sachen Bau der zweiten Gotthard-Strassenröhre. Marco Fioroni, Astra-Filialleiter in Bellinzona, sagte einleitend: «Es ist für uns wichtig, Sie regelmässig über die Bauarbeiten zu informieren. Wir werden uns Mühe geben, für Ihre Anliegen immer ein offenes Ohr zu haben, um ein gutes Zusammenleben für die nächsten zehn Jahre zu erreichen.»
Er wies darauf hin, dass die Baubewilligung für die zweite Röhre am 10. Februar 2020 rechtskräftig geworden ist. Die Ausschreibung der Bauarbeiten sei mittlerweile mehrheitlich durchgeführt worden. Im Mai oder Juni dieses Jahres sollen noch die beiden Hauptlose für den Tunnelbau Nord und Süd ausgeschrieben werden. Einige Vorbereitungsarbeiten wurden gemäss Fioroni bereits 2020 erledigt. Ab Anfang 2024 sollen dann zwei Tunnelbohrmaschinen von beiden Seiten her die Röhren gleichzeitig ausbrechen. Der Durchschlag ist im zweiten Quartal 2026 vorgesehen. Ende 2029 soll das gigantische, 17 Kilometer lange Bauwerk schliesslich eröffnet werden. Unmittelbar danach beginne die Sanierung der ersten Röhre, was dann rund drei Jahre dauern soll.
Oberbauleiter Daniel Frey informierte über den aktuellen Stand in Göschenen. Im Bereich des Areals Eidgenössische wird ein Installationsplatz eingerichtet. Zudem sind dort grosse Schutzanlagen gegen Steinschlag errichtet worden. Darüber hinaus laufen die Vorbereitungen für die Umlegung des Sicherheitsstollens im nördlichen Bereich. Weil dort das Nordportal hinkommt, wird dieser auf einer Länge von 400 Metern neu geführt. Mit dem Bau der Mannschaftsunterkünfte, den sogenannten Zwillingsgebäuden, soll demnächst begonnen werden.
Gleiches gilt für die Erstellung einer Kantine, in welcher dereinst 700 Mahlzeiten pro Tag herausgegeben werden sollen. «Wenn die Arbeiten richtig beginnen mit den Voreinschnitten, können Störungen nicht verhindert werden. Sobald wir aber mehrere hundert Meter im Berg sind, sollte sich das Ganze beruhigen», sagte Frey. «Wir werden versuchen, die Störungen möglichst gering zu halten.»
Als Begleitmassnahme soll viermal jährlich ein Umweltbericht erscheinen. Zudem ist eine Begleitgruppe eingerichtet worden, in der Göschenen mit Gemeindepräsident Peter Tresch und Gemeindeschreiberin Carolin Mazzolini-Regli vertreten ist. Ein Antrag von Sebastian Tresch, dieses Gremium um eine weitere Person aus der Standortgemeinde aufzustocken, wurde in der anschliessenden Gemeindeversammlung deutlich abgelehnt. Für Sorgen und Anliegen im Zusammenhang mit den Baustellen ist für die Bevölkerung eine Helpline (076 470 69 76) eingerichtet worden.
Im Bahnhofbuffet Göschenen wird zudem ein Infozentrum integriert, das am 1. August eröffnet werde. Dort sollen auch Touristiker Gelegenheit erhalten, die Region Urner Oberland im besten Licht zu präsentieren. Ab 2022 ist gemäss Frey geplant, auf den Baustellen jährlich einen Tag der offenen Tore durchzuführen, alternierend in Göschenen und Airolo.
Im Anschluss an die beiden Referate erhielten die Versammelten Gelegenheit, den Astra-Vertretern Fragen zu stellen, wobei sich die meisten um die befürchteten Emissionen drehten. Fiorini betonte zum Schluss: «Obwohl wir uns Mühe geben, die Störungen so gering wie möglich zu halten, wird es leider nicht möglich sein, leise und staublos zu arbeiten. Für Ihr Verständnis bedanken wir uns schon jetzt.»
Zu Beginn der Gemeindeversammlung gab es zahlreiche weitere Orientierungen. Präsident Peter Tresch wies darauf hin, dass Gemeinderätin Klara Schweizer aus gesundheitlichen Gründen ihre Demission eingereicht hat. Das von ihr geleitete Ressort Bildung und Kultur wird vorderhand vom Vorsitzenden übernommen, bis der vakante Sitz wieder besetzt werden kann.
Die Einwohnerzahl von Göschenen ist auf 461 Personen gesunken. Acht Wegzügen standen nur drei Neuzuzüge gegenüber. Im Weiteren gab Tresch bekannt, dass die Verträge für die Schneeräumung in der Gemeinde per Ende April gekündigt worden sind. Dies, weil eine Arbeitsgruppe ein neues Konzept erarbeitet habe und der Winterdienst neu ausgeschrieben werde. Überarbeitet werden soll auch das Parkingsystem, mitsamt der Göscheneralp, und das privatrechtliche Campingverbot soll in ein öffentlich-rechtliches umgewandelt werden.
Informiert wurde ausserdem über die Radonsanierung im Schulhaus. Für diesen Zweck hatten die Stimmberechtigten im vergangenen Herbst einen Kredit von 350'000 Franken bewilligt. Mittlerweile ist die erste Etappe abgeschlossen. «Wir hoffen, dass dieses Objekt Ende Juli wieder der Gemeinde Göschenen übergeben werden kann. In Bezug auf die Kosten bewegen wir uns im Rahmen des Budgets», sagte Verwalter Patrick Zgraggen. Und Tresch ergänzte: «Wir sind auf Kurs und hoffen, dass bis Ende Schuljahr alle Räume ohne Einschränkungen genutzt werden können. Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen.» Die Zeit drängt, weil nämlich geplant ist, dass die Primarschule Andermatt für ein Jahr in Göschenen gastiert. Erwartet werden rund 40 Schüler von der vierten bis zur sechsten Klasse.
Die von den Versammelten genehmigte Jahresrechnung 2020 der Gemeinde Göschenen schliesst mit einem Aufwandüberschuss von rund 58'460 Franken ab. Budgetiert war ein Defizit von 193'650 Franken. Die Pro-Kopf-Verschuldung ging auf den Stand von 2018 zurück.
Positive Zahlen weist die Rechnung 2020 des Elektrizitätswerks Göschenen aus. Unter dem Strich resultiert ein Ertragsüberschuss von 9763 Franken. Veranschlagt war ein Gewinn von 7550 Franken. Das Eigenkapital des Elektrizitätswerks belief sich per Ende 2020 auf rund 371'500 Franken. Zum Schluss gab es noch Informationen zum Fernwärmenetz. Die Hauptleitung vom Heimwerk bis in den Wasen ist komplett verlegt und bereits in Betrieb genommen worden.