Am Sonntag macht die «Red Bull Cliff Diving World Series» bereits zum vierten Mal in Uri halt. Ein Event, bei dem die Zuschauerinnen und Zuschauer spektakuläre Sprünge zu sehen bekommen.
Vor vier Jahren begann die Klippenspringerkarriere für den 28-jährigen Sportler, der aktuell im Zürcher Stadtteil Schlieren zu Hause ist. Wieso ihn diesen Sport so sehr begeistert und was Matthias Appenzeller im Privatleben ausmacht, verrät er uns kurz vor dem Event im Interview.
Matthias Appenzeller, am Wochenende geht es für Sie nach Ihrem Début im Jahr 2018 wieder nach Sisikon. Was macht für Sie den Reiz an diesem Event aus?
Die Stimmung der Zuschauer, der Sportler und der Veranstalter ist einfach nur «krass». Jetzt habe ich mich vier Jahre später natürlich noch einmal etwas weiterentwickelt und für mich war es ganz klar, dass ich auch in diesem Jahr dabei sein werde.
Wie fühlen Sie sich, wenn Sie oben auf der Klippe stehen? Wie fühlen Sie sich kurz vor dem Absprung?
Das sind 27 Meter – so hoch wie ein neunstöckiges Gebäude. Da ist man natürlich ziemlich aufgeregt. Aber trotzdem weiss man als Springer, dass man für genau diesen Moment trainiert hat und sich vielleicht auch darum etwas einfacher konzentrieren und die Nervosität abschalten kann, als man es jetzt vermutet.
Arbeiten Sie auch noch in einem anderen Beruf, wenn Sie nicht gerade von einer Klippe springen?
Ja, ich habe im letzten Jahr mein Jurastudium abgeschlossen und arbeite aktuell als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Zürich. Der Sport nimmt zwar in den Sommermonaten viel Platz ein und ich schätze es, viele Wettkämpfe bestreiten zu dürfen. In Zukunft werde ich mich aber vor allem auf meine berufliche Karriere fokussieren.
Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Athlet und Jurist?
Es sind zwei völlig unterschiedliche Bereiche und trotzdem ergänzen sie sich perfekt. Ich schätze persönlich den Ausgleich von ruhigem Arbeiten in einem Büro und dem extremen Adrenalinkick. Der Moment, kurz bevor ich in die Tiefe springe und mit dem Publikum interagieren kann, ist der Wahnsinn.
Haben Sie nach dem Klippenspringen und Beruf überhaupt noch Zeit für andere Hobbys?
Es ist tatsächlich sehr schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen. Sportlich trainiere ich im Hallenbad, an Klippen und auch das mentale Training darf nicht fehlen. Da bleibt leider nicht mehr viel Zeit für andere Dinge.
Was machen Sie denn, wenn Sie dann doch mal etwas Zeit für sich haben?
Dann geniesse ich die Zeit mit meinen Freunden und meiner Partnerin. Zusammen gehen wir dann etwas essen und trinken. Wir gehen Wandern und Surfen. Aber Sport ist und bleibt für mich sehr wichtig. Vor einiger Zeit habe ich mit Crossfit angefangen und powere mich regelmässig damit aus.
Sie haben also eine Partnerin. Ist sie auch Klippenspringerin?
Nicht ganz. Sie ist Turmspringerin und springt nicht wie ich aus 27 Metern, sondern von drei. Zusammen blicken wir auf jeden Fall in die gleiche Richtung: runter auf die Wasseroberfläche.
Wie bereiten Sie sich jetzt, wenige Tage vor der Veranstaltung, auf die Sprünge in Sisikon vor?
Aktuell versuche ich mich mental auf die Situation einzustellen und gehe noch einmal alle Sprünge durch. Den Wettergott werde ich auch noch etwas anbeten, damit er vielleicht doch noch die Sonne scheinen lässt. Am Samstag selbst werde ich dann aber alle Muskeln aufwärmen, damit ich mich nicht verletze.
Haben Sie sich in der Vergangenheit beim Klippenspringen schon einmal verletzt?
Es ist tatsächlich etwas skurril. Vor meiner Klippenspringerkarriere war ich Turmspringer und bin von maximal zehn Metern gesprungen und habe mich dabei regelmässig verletzt. Seitdem ich aber von 27 Metern springe und mich professionell und akribisch auf die Sprünge vorbereite, ist nichts mehr passiert. Vielleicht liegt es auch an dem Respekt, den man bei diesem Sport definitiv haben muss. Es kann einfach immer etwas passieren.
Was raten Sie blutigen Anfängern, die jetzt Lust bekommen haben, Klippenspringen auszuprobieren? Einfach darauf losspringen, ist bestimmt nicht der richtige Weg?
Nein, definitiv nicht. Klippenspringen ist ein gefährlicher Sport und es ist wichtig, seinen Körper zu kennen und das Risiko richtig einzuschätzen. Wir trainieren jahrelang auf die Sprünge hin und haben unsere Körper auf diesen Sport vorbereitet. Wir springen übrigens auch nie in unbekannte Gewässer. Vor jedem Sprung schicken wir Profitaucher voraus, die die Wassertiefe und die Wassertemperatur kontrollieren. Erst wenn alles abgeklärt ist, springen wir.
Was erwarten Sie vom Wochenende?
Ich kann natürlich einen guten Wettkampf erwarten, aber man muss auch realistisch sein und sagen, dass ich schon mit vier Sprüngen glücklich sein kann, die ich gut ins Wasser bekomme.
Am 10. und 11. September in Sisikon jeweils ab 10:30 Uhr
Tickets gibt es für beide Tage ab 20 Franken. Neben Plätzen auf der eigens aufgebauten Plattform auf dem See, können auch Tickets für den See selbst gekauft werden. Fiebern Sie direkt vom eigenen Boot aus mit.
Gewinnen Sie 2 Tickets für das Sportevent am Sonntag, 11. September.