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Innerhalb weniger Stunden hat der Urner Corona-Sonderstab die Zahl Fälle von sechs auf zehn korrigiert. Neben der Oberstufe Seedorf ist Dätwyler mit fünf Fällen betroffen.
Im Kanton Uri sind zwischen Freitag, 26. Juni, und Mittwoch, 1. Juli, zehn neue Corona-Fälle bekannt. Nun ist klar: Fünf Personen sind beim Grossunternehmen Dätwyler beschäftigt, wie Mediensprecher Guido Unternährer bestätigt. Zwei Personen arbeiten in jener Abteilung in Schattdorf, die Automobilkomponenten herstellt. Drei Personen sind in einem Grossraumbüro in Altdorf für das Kabelwerk tätig. «Wir haben sämtliche Personen, welche mit den Betroffenen Kontakt hatten, informiert, zu Tests aufgeboten und in Quarantäne geschickt», so Unternährer. Die Produktion der Autoteile war bis am 1. Juli eingestellt und soll ab 2. Juli mit angepasstem Personalbestand wieder in Betrieb genommen werden. Die Arbeiten des Grossraumbüros in Altdorf könnten zum Teil im Homeoffice erledigt werden. Vor Ort habe man die Sicherheitsmassnahmen verstärkt, so gilt etwa in gewissen Bereichen eine Maskentragpflicht.
Unternährer betont, dass man die Massnahmen des Bundes und des Kantons jederzeit vorschriftsgemäss umgesetzt habe. «Mehrfach wurden auch Kontrollen durchgeführt und wir haben immer gutes Feedback erhalten», so der Mediensprecher. Mindestens die beiden ersten Personen in Schattdorf und Altdorf hätten sich ausserhalb des Unternehmens angesteckt und untereinander keinen Kontakt gehabt. «Trotz aller Bemühungen und Informationen konnten wir nicht verhindern, dass es zu den Ansteckungen kam.»
«Die Situation gibt in der Tat Anlass zur Besorgnis», sagt Roland Hartmann, Generalsekretär der Urner Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektion. Die entsprechenden Massnahmen seien hochgefahren worden. Im Konkreten meint er damit das Contact Management. Laut Roland Hartmann sind es momentan vier Personen, welche die Kontakte der betroffenen Personen nachverfolgen, drei Personen seien auf Abruf bereit. «Die Kriterien, unter welchen Umständen sich jemand in Quarantäne begeben muss oder nicht, ist vom Bund genau vorgegeben. Dies wird im gemeinsamen Gespräch herausgefunden», so Hartmann. Es sei enorm wichtig, dass die Kontakte geklärt werden könnten. «Es hilft nichts, wenn sich jemand versteckt», so Hartmann. Allgemein stelle er viel Verständnis und Kooperationsbereitschaft in der Bevölkerung fest. Auch wurden die Testkapazitäten hochgefahren. «Momentan wird - ebenfalls unter Einhaltung der Bundesrichtlinien - sehr viel getestet», so der Generalsekretär. Er geht von 30 bis 50 Tests pro Tag aus. Wie viele Leute sich zurzeit in Quarantäne befinden, sei momentan schwer abzuschätzen, da sich die Zahl aufgrund verschiedener Meldungen stark verändere.
Im Verlaufe des Mittwochs liessen mehrere Meldungen aufhorchen. Seit Mittwochmorgen ist bekannt, dass es auf der Oberstufe Seedorf einen Verdachtsfall gab. «Wir haben nach einer Risikoabwägung unsere Schüler am Dienstagabend frühzeitig in die Ferien geschickt», sagt Rolf Schnellmann, Präsident des Kreisschulrats Seedorf. Im familiären Umfeld der 3.-Oberstufen-Schülerin waren gleich zwei Personen positiv auf Covid-19 getestet worden. «Es kann aktuell nicht ausgeschlossen werden, dass die Schülerin auch Trägerin des Virus ist», heisst es auf der Website der Schule. Sie stellt aber klar, dass aufgrund der aktuellen Kenntnisse für die Schülerinnen und Schüler vorderhand keine Selbstisolation erforderlich sei. Sollte sich der Verdachtsfall erhärten und die Schülerin positiv auf Covid-19 getestet werden, wird unter der Leitung des kantonsärztlichen Dienstes gezielt das Kontaktmanagement (Contact Tracing) aufgenommen. Bei weiteren relevanten Erkenntnissen würde wieder informiert. Ausserdem macht die Schule darauf aufmerksam, dass weiterhin die Hygiene- und Verhaltensmassnahmen des Bundesamts für Gesundheit gelten.
Einige Klassen hätten sich dieser Tage auf die Schulreise begeben. Andererseits hätten die üblichen Feierlichkeiten der Abschlussklassen stattgefunden. Stattdessen ist nun das Schuljahr eineinhalb Tage früher zu Ende. Schnellmann bedauert insbesondere, dass die «Feierlichkeiten im würdigen Rahmen» dieses Jahr nicht durchgeführt werden können und man so den Absolventen den Schlusspunkt ihrer obligatorischen Schulzeit nehme. Die Feiern und Vorstellungen der Abschlussarbeiten später nachzuholen, sei zurzeit nicht geplant.
Traditionellerweise treffen sich die Absolventen nach Schulschluss zum Feiern am See. Darauf könne die Schule aber keinen Einfluss nehmen, betont der Kreisschulratspräsident. «Dies liegt in der Verantwortung der Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern.» Allgemein macht er auf die Massnahmen des Bundes aufmerksam.
«Angesichts der sich wandelnden Situation erinnert der Sonderstab daran, dass Einträge in Präsenzlisten in Gastronomiebetrieben und an Veranstaltungen lückenlos und wahrheitsgetreu vorzunehmen sind», heisst es in einer Medienmitteilung. «Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Schutz der eigenen Gesundheit und Ihres Umfelds», so der deutliche Appell.
Das Contact Tracing unter der Leitung des kantonsärztlichen Dienstes habe wie geplant funktioniert, so der Sonderstab. Das Kontaktmanagement im Kanton Uri steht unter der Leitung des kantonsärztlichen Dienstes. Dabei werden enge Kontakte von mit dem Coronavirus infizierten Personen ausfindig gemacht und die notwendigen Massnahmen angeordnet, um die Übertragungskette des Virus zu unterbrechen.
In Zusammenarbeit mit der Lungenliga Uri stehen gegenwärtig vier Fachpersonen für das Contact Tracing im Einsatz. «Sie leisten eine grosse Arbeit», schreibt der Sonderstab. Weitere drei für diese wichtige Aufgabe geschulte Personen stehen bei Bedarf zur Verfügung. In allen positiv getesteten Fällen der vergangenen Tage habe das Contact Tracing wie geplant gut funktioniert. So konnte bereits in den meisten Fällen ermittelt werden, wo sich die Personen mit dem Coronavirus angesteckt hatten. Die Abklärungen sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Zudem konnte geklärt werden, mit welchen Personen sie im fraglichen Zeitraum in engem Kontakt standen.
«Die jüngsten Ansteckungen im Kanton Uri machen deutlich, dass weiterhin grosse Anstrengungen notwendig sind, um eine neuerliche Verbreitung des Coronavirus zu verhindern», betont der Sonderstab. Dieser ruft deshalb die Bevölkerung auf, die vom Bund empfohlenen Hygiene- und Verhaltensregeln einzuhalten: