Kanton Uri
Kreativität trifft auf Natur: Andermatt eröffnet den «Art Trail» entlang eines Wanderwegs

Im Urserntal erstreckt sich über rund acht Kilometer eine faszinierende Freiluftgalerie. Noch bis Mitte Oktober können Interessierte 33 Kunstobjekte bewundern – auch von Urner Künstlern.

Ilona Schmid
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Kunst ist ein vielseitiger Begriff, der viele Menschen abschrecken kann. Um diese Hemmschwelle abzubauen, hat die Andermatter Galerie Art 87 den «Art Trail» ins Leben gerufen. Ziel ist es, die «Angst vor Kunst» zu überwinden und sie näher an die Menschen heranzubringen. Dadurch entsteht eine öffentliche Begegnungsstätte, die es ermöglicht, die künstlerischen Kreationen von 27 Künstlern zu bestaunen.

«Sichtbarkeit» von Gedeon Regli.

«Sichtbarkeit» von Gedeon Regli.

Bild: Ilona Schmid (Andermatt, 24. 6. 2023)

Während der feierlichen Eröffnung des Art Trails am vergangenen Samstag kamen auch die Kunstschaffenden zu Wort. Gedeon Regli von der Galerie Art 87 führte eine Gruppe Interessierter einen Abschnitt entlang. Bei jedem Kunstwerk ergriff der jeweilige Künstler oder die Künstlerin selbst das Mikrofon, um ihre Gedanken und Ideen hinter der Kunst zu teilen. Bei der siebten Installation trat Pavel Sramek hervor, um sein Werk zu erläutern. Seine Skulptur zeigt eine Holzfigur einer in ein schmales Tuch gehüllten Frau, die sich exponiert, ohne sich zu zeigen. Diese künstlerische Darstellung regte zu interessanten Gedanken und Fragen an.

Kreis des Lebens als Inspiration

Anschliessend stellte die Urnerin Bertha Shortiss ihre Arbeit «Windungen» vor, eine weich geformte Skulptur aus weissem Marmor. Dabei erwähnte sie die Schöllenen, bei der man erst die vielen Kurven überwinden muss, um dann die Schönheit offenbart zu bekommen. Auf dem weiteren Verlauf des Weges fiel ein metallenes Objekt neben dem Biotop auf, das von Katharina Mörth geschaffen wurde. Sie liess sich von einer vertrockneten Mariendistel inspirieren und setzte sie auf kreative Weise neu zusammen.

«Windungen» von Bertha Shortiss.

«Windungen» von Bertha Shortiss.

Bild: Ilona Schmid (Andermatt, 24. 6. 2023)

Auch Pascal Murer, ein weiterer ursprünglich aus Uri stammender Künstler, präsentierte seine beiden Werke. «Circle & Aura» zogen alle Aufmerksamkeit auf sich. Einerseits ermöglichen diese Kreise eine alternative Perspektive auf die Welt. Andererseits verkörpern sie mit einem Möbiusband die Vorstellung von Unendlichkeit. Die aus Bronze gefertigten Kunstwerke entziehen dem Betrachter jegliche Orientierung, da es weder oben noch unten gibt und keine Unterscheidung zwischen innen und aussen möglich ist.

Auf der Wanderung sind zudem Kunstwerke weiterer Urner zu entdecken. Die Vielfalt an einheimischen Künstlern wird einem hier erst bewusst. Sogar die Andermatter Schulkinder haben mit «Wald & Klima» die Installation «Salix Helvetica» gebaut.

«Salix Helvetica» von den Andermatter Schulkindern und «Wald & Klima».

«Salix Helvetica» von den Andermatter Schulkindern und «Wald & Klima».

Bild: Ilona Schmid (Andermatt, 24. 6. 2023)

Graffitikurs auf dem Piazza Gottardo

Während der Führung auf dem «Art Trail» beeindruckte «Baxart» die Besuchenden mit seiner Graffitikunst auf dem Piazza Gottardo. Neben ihm waren weitere Graffiti-Künstler anwesend, die einige Wände mit facettenreichen Werken besprayten. Es handelte sich nicht um die klassischen Graffiti, wie man sie auf Güterzügen findet, sondern um eher ungewohnte Graffiti-Kunstwerke. Die Besucher hatten dabei sogar die Gelegenheit, unter Anleitung selbst zur Spraydose zu greifen.

Mit dem «Art Trail» hat Art 87 nicht nur eine künstlerische Reise kreiert, sondern auch eine Plattform für die Betrachter geschaffen, um sich mit der Kunst auseinanderzusetzen und eigene Reflexionen zu entfachen. Es ist ein Schritt in Richtung einer inklusiven Kunstwelt, in der jeder die Möglichkeit hat, diese zu entdecken und zu erleben.