Redaktoren der «Urner Zeitung» schauen zurück und blicken voraus

Die Mitarbeiter der «Urner Zeitung» sagen, was sie 2018 bewegt hat - und was sie von 2019 erwarten.

Redaktion
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Mit neuem Blick ins neue Jahr

Florian Arnold, stv. Redaktionsleiter

Florian Arnold, stv. Redaktionsleiter

Von 2018 werde ich noch lange erzählen. Nach sieben Jahren als Zeitungsjournalist habe ich mir vier Monate Auszeit gegönnt. Ich wollte für einmal die Arbeit beiseite legen, eine andere Umgebung und neue Menschen und Kulturen kennen lernen. Gestartet habe ich mit einem längeren Aufenthalt in Wien. Der Stadt wurde gerade diesen Sommer die höchste Lebensqualität attestiert. Ich hätte das unterschrieben, wären da nicht die unaushaltbar hohen Temperaturen gewesen (wie natürlich überall diesen Sommer). Und die Beamten. In den Ämtern von Wien sollen mehr Personen beschäftigt sein als für die gesamte Europäische Union. In Kontakt kam ich mit dieser ganz speziellen Gattung Mensch, als ich mich entschied, nach Russland und China zu reisen. Amt 1 musste bestätigen, dass ich in Wien bin, bevor ich in Amt 2 um ein Russland-Visum und in Amt 3 eines für China beantragen konnte. Meinen Pass haben die Beamten jeweils eine Woche beschlagnahmt.

Kaum zu glauben, aber zweieinhalb Wochen später finde ich mich tatsächlich in Moskau wieder. Die Russen kommen mir sehr hilfsbereit und freundlich vor – mit Ausnahme einiger Beamter. Etwas weniger wohl ist mir in China. Neben der Orientierungslosigkeit in der 24-Millionen-Metropole Peking wird mir bewusst, in was für einem sozialen und politischen System sich die Menschen bewegen. Was die Eltern entscheiden, das gilt. Was die Partei befiehlt, ist Gesetz. Na dann halte ich mich mal besser an die Weisung des Beamten, der mein Visum kontrolliert: «Journalist? In China dürfen Sie keine Interviews machen!»

Ich freue mich, ins Land zurückzukehren, wo um Gemeinderatssitze, Kuhhörner und Selbstbestimmung gezankt wird. Mein Fazit: Beamte gibt es auf der ganzen Welt – Streit aufgrund der direkten Demokratie nur in der Schweiz. Und das bleibt so. Ich bin gespannt, wer sich als nächstes bekämpft – und über wen wir im kommenden Jahr berichten dürfen.

Kultur braucht Mut fürs Neue

Markus Zwyssigk, Redaktor

Markus Zwyssigk, Redaktor

Zum Abschluss seiner 19-jährigen Tätigkeit als Leiter des Theaters Uri hat Heinz Keller nochmals aus dem Vollen geschöpft: Gerhard Polt, Franz Hohler, Mike Müller, Max Lässer und das Überlandorchester waren auf Einladung des Leiters zu Gast. Aber auch die Urner kamen nicht zu kurz: Simone Zgraggen, Carlo Gamma, Madlen Arnold, Maria und Fränggi Gehrig, Rolf Sommer, Rebekka Mattli und der Musikverein Seedorf.

Mit viel Lob eines zufriedenen Publikums kann Heinz Keller jetzt in Pension gehen und – hoffentlich noch lange – Kultur aus dem Zuschauerraum geniessen. Sein Nachfolger Michel Truniger übernimmt das grösste Urner Kulturhaus auf einem guten Stand. Er muss nicht gleich alles über den Haufen werfen. Vielmehr kann er auf Bewährtem aufbauen. Er hat aber auch die Möglichkeit, eigene kulturelle Akzente zu setzen. Kulturinteressierte im Kanton Uri blicken jedenfalls jetzt schon mit viel Interesse auf das künftige Geschehen im Theater Uri. «Ich bin gespannt, wie es jetzt weiter geht»: Diese Aussage hörte ich beim Besuch der Veranstaltungen der Dezembertage im Theater Uri mehr als einmal. Die Messlatte ist hoch gesetzt. Das Urner Publikum gilt aber auch als ein dankbares, eines, das zuhören kann und bereit ist, sich auf etwas (Neues) einzulassen.

Die grossen Namen allein machen das Programm nicht aus. Auch diesbezüglich kann der abtretende Leiter für Michel Truniger ein Vorbild sein. Heinz Keller hat immer auch ausprobiert, Neues gewagt und dem Nachwuchs eine Chance gegeben. Auch wenn nicht alles von grossem Erfolg gekrönt war. Die Möglichkeiten im Haus sind sehr vielfältig. Neben dem grossen Urner Saal mit seinen mehr als 500 Plätzen gibt es auch den kleineren Altdorfer Saal und das Foyer. Eines mag es aber nicht leiden: wenn die Kultur ins Elitäre abdriftet. Das mit öffentlichen Geldern finanzierte Haus ist auf Goodwill einer möglichst breiten Bevölkerungsschicht angewiesen.

Gute Polizei, böse Medien

Carmen Epp, Redaktorin

Carmen Epp, Redaktorin

Eigentlich sollte man ja stets optimistisch in ein neues Jahr starten. Für 2019 fällt mir das aber doch sehr schwer, zumindest in Bezug auf eine Frage, die in den kommenden Monaten beantwortet werden soll: Welche Konsequenzen zieht die Urner Politik aus dem Fall Walker?
Juristisch ist der Fall nun zwar abgeschlossen, nicht aber politisch. So hat die Urner Regierung denn auch nach dem finalen Bundesgerichtsurteil verkündet, nun jene Fragen anzugehen, die mit Verweis auf das laufende Verfahren bisher vertagt wurden: Hätte der Polizist, der im Januar 2010 die Spuren im Fall Walker sicherte und auswertete, in den Ausstand treten müssen? Und war es vertretbar, im Sinne einer Interessenabwägung zu entscheiden, dass der Polizist weiterhin fallbezogene kriminaltechnische Tätigkeiten ohne persönlichen Kontakt zu Ignaz Walker ausführen kann?

Ich würde viel Geld darauf verwetten, dass das Audit zum Schluss kommt, dass der Polizist zu Recht eine mögliche Befangenheit beim damaligen Polizeikommandanten angesprochen hat, dieser aber berechtigterweise entschieden habe, dass der Polizist weiter ermitteln darf. Von diesem Schluss gehe ich aus, nicht, weil ich ihn für richtig halte, sondern weil es dem Muster entspricht, den die Urner Politik im Fall Walker seit jeher verfolgt: Egal wie happig die Vorwürfe sind und wie erdrückend die Beweislage ist – die eigenen Leute sind unfehlbar, und die gilt es zu schützen.

Stattdessen wird die Politik einen anderen Sündenbock für die Misere finden: die Medien. Anders ist der Entscheid der Regierung, die Rolle der Medien im Fall Walker wissenschaftlich untersuchen zu lassen, nicht zu erklären. Was eine solche Untersuchung bringen soll, kann mir bis heute keiner beantworten. Also gebe ich mir die Antwort selber: Es geht darum, Druck auf Medien auszuüben, die unliebsame Fragen aufwerfen – und damit die vermeintlich Unantastbaren gefährden.

Kunstrasenteppich wird (nicht) ausgerollt

Philipp Zurfluh, Redaktor

Philipp Zurfluh, Redaktor

Das Thema Kunstrasen bewegt. Es wird längst nicht nur an den Stammtischen diskutiert, die grüne Unterlage ist in aller Munde – und scheidet die Geister, auch bei Fussballern. Der extravagante Fussballstar Zlatan Ibrahimovic aus Schweden nimmt kein Blatt vor den Mund und liess sich vor wenigen Monaten folgendermassen zitieren: «Es ist eine Schande, auf Kunstrasen zu spielen. Dafür ist Fussball nicht erfunden worden.»

Fakt ist aber auch: Heutzutage kommen viele Vereine nicht ohne das künstliche Grün aus. So auch im Kanton Uri. Die Klubs müssen auf diverse andere Plätze in anderen Gemeinden ausweichen, eine nachhaltige Lösung sieht anders aus. Der Kunstrasen hat einige Vorteile: Er braucht viel weniger Pflege, zieht weniger Unterhaltskosten nach sich und er ist viel wetterbeständiger. Ein saftiger Rasen hingegen braucht genügend Licht und die Liebe des Platzwartes, der meist nicht viel ausrichten kann, wenn das Feld aussieht, als hätten Wildschweine es umgepflügt. In letzter Zeit ist auch immer wieder zu hören und lesen, dass Kunstrasenplätze gesundheitsgefährdend seien. Umweltpolitiker verteufeln die Gummigranulat-Mischung, mit welchem der Kunststoffbelag aufgefüllt wird. Klar ist aber auch: Bislang wurden keine aussagekräftigen wissenschaftlichen Langzeitstudien durchgeführt über die Gefahren des Fussballspielens auf Plastikfasern.

Die Urner Bevölkerung ist dem Kunstrasen grundsätzlich positiv eingestellt. Dies haben vergangene Urnengänge gezeigt. In Schattdorf sollen im Januar die ersten Bagger auffahren. Kann der Zeitplan eingehalten werden, soll bereits im April 2019 darauf trainiert werden. Gar noch einen Schritt weiter ist man in Erstfeld. Der Kunstrasen in der Sportanlage Pfaffenmatt wurde bereits in Betrieb genommen. Ob mit dem FC Altdorf ein weiterer Urner Fussballverein nachzieht, wird sich in einem knappen halben Jahr zeigen. Dann stimmen die Altdorfer über einen neuen Kunstrasen ab. Die Ausgangslage ist völlig offen, man darf gespannt sein.

Die Ringer als Vorbild

Urs Hanhart, Reporter

Urs Hanhart, Reporter

Das zu Ende gehende Jahr war aus Urner Sicht in sportlicher Hinsicht nicht gerade das gelbe vom Ei. Vor allem in den Mannschaftssportarten harzte es zum Teil gewaltig. Die Handballer des HC KTV Altdorf sicherten sich im Frühling, nach einer ziemlich durchzogenen Saison, nur mit Ach und Krach dank eines tollen Endspurts den Verbleib in der Nationalliga B.

Und nun sieht es für den Traditionsklub sogar noch düsterer aus. Er beendete kürzlich die Hinrunde nur gerade auf dem vorletzten Tabellenplatz und steckt jetzt sogar noch tiefer im Schlamassel als vor Jahresfrist. Angesichts des überaus happigen Startprogramms in die Rückrunde mit sechs Gegnern aus der ersten Tabellenhälfte droht der Anschluss zu den anderen Abstiegskandidaten vollends verloren zu gehen. Die Mannschaft muss nun ab Ende Januar, wenn die Rückrunde lanciert wird, über sich hinauswachsen. Ansonsten ist die Relegation wohl kaum mehr abzuwenden.

Dass es sich durchaus lohnt, die Flinte nicht vorzeitig ins Korn zu werfen, hat kürzlich die Ringerriege Schattdorf eindrücklich bewiesen. Im Abstiegskampf gegen Brunnen lag sie nach dem Hinkampf schon fast hoffnungslos im Hintertreffen und befand sich mit anderthalb Beinen bereits in der Nationalliga B. Kaum jemand traute den Urnern eine Wende noch zu. Aber das Team von Trainer Michael Jauch liess sich nicht unterkriegen und wendete das Blatt im Rückkampf mit einem Exploit sondergleichen doch noch zu seinen Gunsten. Ein ähnlicher Sondereffort ist nun auch von den Handballern gefordert. Ein solcher ist der KTV-Truppe durchaus zuzutrauen, denn das nötige Potenzial dazu ist vorhanden. Allerdings war in der Hinrunde die Konstanz das grosse Problem. Teilweise wurden Spitzenteams an den Rand einer Niederlage gebracht und kurz darauf wieder gegen auf dem Papier ähnlich starke Gegner unerklärlich schwache Leistungen abgeliefert. Es bleibt nun zu hoffen, dass die Handballer den Ringern nacheifern und den Kopf ähnlich fulminant aus der Schlinge ziehen.