Schattdorf
Gotthard Raststätte schreibt trotz Umsatzeinbussen Gewinn

Wegen der Pandemie sank der Betriebsertrag um 40 Prozent. Dank guter Vorbereitungen auf unsichere Zeiten bringt das Urner Unternehmen aber einen Gewinn ins Trockene.

Christian Tschümperlin
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Über 483'000 Franken Gewinn hat die Gotthard-Raststätte 2020 geschrieben. «Die mit dem weiteren Verlauf der Pandemie verbundenen Unsicherheiten erlauben jedoch aus heutiger Sicht keine Auszahlung einer Dividende», schreiben der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung im aktuellen Geschäftsbericht. Eigentlich habe man das Jubiläumsjahr 2020 – die Raststätte hätte ihr 40-jähriges Bestehen feiern wollen – mit den Aktionären begehen und mit einer Dividende abschliessen wollen.

Trotz der gegenwärtigen Unsicherheiten geben sich Geschäftsleitung und Verwaltungsrat in dem Bericht zuversichtlich: «Unsere Betriebe sind strategisch gut positioniert. Für die Zeit nach der Pandemie sind wir sehr zuversichtlich, dass sich die Ertragslage rasch verbessern wird.»

Covid-19-Kredit sicherte die Liquidität

Höchste Priorität hatte für die Gotthard Raststätte die Sicherung der Liquidität: Man hat einen Covid-19-Kredit von 500'000 Franken aus dem Hilfsprogramm des Bundes beansprucht. «Dieser konnte im Dezember wieder zurückbezahlt werden», heisst es in dem Bericht. Zudem nahm man eine Million Franken in Form von Festvorschüssen und Hypotheken auf. Bei der Hausbank erhöhte man die Kredit-Limite.

Geschäftsleiter Daniel Kaufmann vor der Gotthard-Raststätte.

Geschäftsleiter Daniel Kaufmann vor der Gotthard-Raststätte.

Bild: Anian Heierli (Schattdorf, 4. Januar 2021)

Die Aktiengesellschaft beantragte Kurzarbeit und zeigte sich gegenüber den betroffenen Mitarbeitern grosszügig: Diese erhielten zusätzlich zur Kurzarbeitsentschädigung 10 Prozent an den Lohn, ausbezahlt durch die Raststätte. «Dank einer zurückhaltenden Einstellungspolitik und einer auf das Gästeaufkommen abgestimmten Einsatzplanung reduzierte sich der Personalaufwand stark», rapportiert der Jahresbericht. Wegen des düsteren Ausblicks auf das Winterhalbjahr mussten zudem einzelne Entlassungen ausgesprochen werden. Der Personalaufwand sank um 1,89 Millionen Franken auf 5,66 Millionen Franken.

Bei der Gotthard-Raststätte hat man aus vergangenen Krisen gelernt. In ihrer 40-jährigen Geschichte war sie von Ereignissen wie dem Brand des Neubaus in Fahrtrichtung Süden 1993 betroffen, 2001 von der Brandkatastrophe im Gotthard-Strassentunnel und 2005 vom Hochwasser in Uri. Dank einer Risikobeurteilung wurde bereits früh eine Epidemie-Versicherung abgeschlossen. So werden entgangene Umsätze infolge Schliessung der Gastronomie gedeckt.

Restaurants mussten grosse Abstriche hinnehmen

Die Restaurants der Raststätte waren 2020 besonders stark von der Pandemie betroffen. Insgesamt mussten sie während fast drei Monaten schliessen. Der Konsum von Esswaren und Getränken verlagerte sich in die Shops. Es resultierte ein Umsatzrückgang von 47 Prozent auf 4,8 Millionen Franken.

In den Shops wurde die Ertragslage durch hohen Umsatz von Kaffee gestützt. Rückläufig war hingegen das Souvenirgeschäft. «Der ausbleibende Bus-Tourismus und die fehlenden asiatischen und europäischen Reisenden haben stark auf den Geschäftsgang gedrückt», schreibt die Gotthard-Raststätte. Hier ging der Umsatz um 27,6 Prozent auf 5,7 Millionen Franken zurück. Der Treibstoffabsatz an den Tankstellen fiel von 5,4 Millionen Litern auf 3,1 Millionen Liter.

Die Hoffnungen auf einen guten Herbst und Winter im Bereich «Uristier Event & Catering» zerschellten an der zweiten Welle. Es wurden alle Generalversammlungen, Firmen- und Vereinsanlässe im grossen Uristier Saal an der Dätwylerstrasse in Altdorf abgesagt. Im Geschäftsbericht heisst es dazu:

«2020 war ein verlorenes Jahr für unseren Betrieb.»

Das Umsatzziel von 850'000 Franken wurde deutlich verfehlt. Dieser belief sich auf nur 318’945 Franken.

Insgesamt endete das Geschäftsjahr wegen der eingebrochenen Gästefrequenzen mit hohen Umsatzeinbussen. Der Betriebsertrag sank von 28,2 Millionen Franken auf 16,8 Millionen Franken. Dies entspricht einem Rückgang um 40,4 Prozent.

Die Gäste der offiziellen Einweihung spazierten nach der Eröffnung gemeinsam über die neue «Ryyssboogäbriggä».

Die Gäste der offiziellen Einweihung spazierten nach der Eröffnung gemeinsam über die neue «Ryyssboogäbriggä».

Bild: Paul Gwerder (Erstfeld, 25. September 2020)

Trotzdem gibt es im Geschäftsbericht auch Lichtblicke: So konnte die 54 Meter lange und 1,4 Meter breite «Ryyssboogäbriggä» am 12. August der Bevölkerung übergeben werden. Die filigrane Brücke verbindet den Hochweg mit der Gotthard Raststätte. «Der Blick auf den Flusslauf sowie die Bergwelt ist wunderbar und wird durch das leichte Wippen der Brücke noch untermalt», schreiben Barbara Merz Wipfli, Verwaltungsratspräsidentin, und Daniel Kaufmann, Geschäftsleiter.

Neue WC-Anlagen

Zudem wurde die Infrastruktur der WC-Anlage per Anfang 2020 plangemäss total saniert. Den Gästen stehen seit April in der Anlage Duschen und Wickelraum zur Verfügung. Die moderne sanitäre Einrichtung erachtet man bei der Raststätte als strategische Erfolgsposition.

Wegen der Coronapandemie muss die Generalversammlung der Gotthard-Raststätte erneut auf dem Schriftweg abgehalten werden. Der Verwaltungsrat beantragt die Genehmigung von Jahresbericht, Jahresrechnung und bittet um Entlastungserteilung.

Die Aktien der Gotthard-Raststätte werden ausserhalb der üblichen Börsen an der OTC-X der Berner Kantonalbank gehandelt. Die Aktien des Unternehmens konnten sich nach einem Taucher unmittelbar infolge des Lockdowns im März 2020 auf 149 Franken erholen und stehen Stand Dienstag bei 195 Franken.