Tour de Suisse
Linda Indergand beweist Teamgeist in der Schweizer Nati

Die Urner Weltcup-Bikerin musste im Nationalteam in erster Linie Helferdienste verrichten, erfüllte diese Arbeit denn auch zur vollsten Zufriedenheit.

Josef Mulle
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Mit den vier Olympiamedaillen-Gewinnerinnen Jolanda Neff, Sina Frei, Linda Indergand und Marlen Reusser stellte Nati Trainer Edi Telser für die diesjährige Tour de Suisse der Frauen ein schlagkräftiges Team zusammen. Reusser musste krankheitshalber verzichten, so wurde Jolanda Neff, zusammen mit Sina Frei als Käpten des Schweizer Teams ernannt.

Linda Indergand leistet Helferdienste für Sina Frei (links) an der Tour de Suisse.

Linda Indergand leistet Helferdienste für Sina Frei (links) an der Tour de Suisse.

Bild: PD

Die Start-Etappe Vaduz – Vaduz war mit nur 46 Kilometern sehr kurz, wurde aber mit horrenden Tempo gefahren, wobei sich Lucinda Brand, Clara Koppenburg und Pauliena Rooijakkers vom Feld lösen konnten und diese Etappe in genannter Reihenfolge beendeten.

Frühe Startnummer im Zeitfahren

Das Zeitfahren vom Sonntag über 25,6 Kilometer war der gleiche Parcours, den die Männer der Tour de Suisse zurücklegten, und damit für die Frauen ein relativ langer Wettbewerb. Linda Indergand musste bereits als zweite den Kampf gegen die Uhr in Angriff nehmen und handelte sich einen Rückstand von fast vier Minuten ein, den sich selbst Nati Trainer Edi Telser, der sie im Auto begleitete, nicht erklären konnte. «Es war heute sicherlich nicht von Vorteil, so früh starten zu müssen, da die späteren Nummern auf dem Rheindamm sicherlich vom aufkommenden Wind profitierten», so die Analyse des Teamchefs.

Am Montag bei der ersten Bergetappe von Vaduz nach Chur, via Stoos und Luziensteig, zeigte die Urnerin aber wieder ihre wahre Stärke und Kampfkraft. Auf der über 124 Kilometer und 1464 Höhenmeter längsten Tour-Etappe hatten die Helferinnen, allen voran Linda Indergand und Nicole Koller Schwerstarbeit zu verrichten, um so Jolanda Neff und Sina Frei den Rücken freizuhalten. Sina Frei attackierte dann tatsächlich und konnte sich mit vier weiteren Fahrerinnen absetzen, doch diese Fluchtgruppe wurde leider kurz vor dem Ziel wieder eingeholt. Den Massensprint gewann die Weltmeisterin Elisa Balsamo, und wie schon in den Etappen davor war Jolanda Neff die beste Schweizern.

Gesamtbilanz ist positiv

Die Königsetappe führte von Chur über den Wolfgangpass, hinunter nach Tiefencastel und dann mit der Bergankunft hinauf nach Lenz/Lantsch. Die «königliche» Bezeichnung verdiente sich die 98,5 Kilometer lange und mit 2293 Meter Höhendifferenz gespickte Etappe zusätzlich durch die heftigen Gewitter, denen die Fahrerinnen immer wieder ausgesetzt waren. Im Aufstieg zum Wolfgangpass verlor Linda Indergand den Anschluss zur Spitze, schaffte aber mit einer frechen Abfahrt hinunter nach Tiefencastel den Anschluss erneut. Zu diesem Zeitpunkt war an der Spitze eine Gruppe mit Alessandra Keller mit einem Vorsprung von einer Minute und 20 Sekunden unterwegs, aber auch diese Gruppe wurde vom Feld wieder eingeholt. Die entscheidende Attacke erfolgte schliesslich von der Siegerin der ersten Etappe, Lucinda Brand, der nur noch Jolanda Neff folgen konnte. Aber auch die Schweizerin konnte das Tempo der Querweltmeisterin nicht mehr halten, und von hinten schloss die aktuelle Leaderin Kristen Faulkner zu Brand auf. 75 Meter vor dem Ziel dann Dramatik pur, als die Tour-Leaderin Faulkner in einer Kurve zu Fall kam, und so Brand den Etappen samt Gesamtsieg ermöglichte. Als beste Schweizerin erreichte Jolanda Neff das Ziel im 10. Rang. In der Gesamtwertung belegt die Bike-Olympiasiegerin den Rang fünf.

Die Tour-Bilanz von Nationaltrainer Edi Telser fällt durchwegs positiv aus. «Wir haben ungefähr das gebracht, was wir bringen können. Unsere Athletinnen sitzen normalerweise auf dem Mountainbike, ihre Wettkämpfe kann man nicht mit Strassenrennen vergleichen», hält der Südtiroler fest. Auch Linda Indergand war begeistert und meinte: «So eine Rundfahrt ist natürlich total etwas anderes, als Bike-Rennen zu fahren. Da spielen Taktik und das Teamverhalten eine viel grössere Rolle. Das eigene Resultat ist ebenfalls zweitrangig, die Hauptsache ist, dass man seine (Helfer) Aufgabe zu 100 Prozent erfüllt, dann sind alle, Protagonisten und auch der Nati-Trainer zufrieden.»