Die Urner Ständeräte Isidor Baumann und Josef Dittli haben die Bundesräte selber mitgewählt. Roger Nager war als Urner Landammann auf der Tribüne präsent.
«Wir Urner sind in der vergangenen Woche nach Bern gereist in der Meinung, die Chancen seien intakt und Heidi Z’graggen könne in den Hearings ihre Ausgangslage gar noch verbessern», sagt der Urner CVP-Ständerat Isidor Baumann. «Aber leider war das Gegenteil der Fall. Wir mussten erkennen, dass unsere ehemalige Regierungsratskollegin auf immer weniger verlässliche Unterstützung zählen konnte.» Auch Baumann betont, dass es schwierig sei, als Nichtparlamentarierin den Sprung zu schaffen. «Was im Vorfeld von den Fraktionen versprochen wurde, ist offenbar nicht gehalten worden. Denn es lässt sich unschwer ausrechnen, woher die Stimmen für Z’graggen gekommen sind und woher eben nicht.» Die Tatsache, dass Amherds Wahl bereits im ersten Wahlgang zustande gekommen sei, zeige einmal mehr: «Die im Vorfeld gegenüber Medien und Bürgern gemachten Aussagen und das, was hinter den Kulissen geschieht, sind zwei Welten», so Baumann. «Da ticken 246 Parlamentarier-Uhren einzeln. Man kann Stimmen nicht berechnen, höchstens prognostizieren.»
Für den Urner FDP-Ständerat Josef Dittli war es «allein schon eine Überraschung, dass es Heidi Z’graggen auf das Zweiterickelt der CVP geschafft hat». In ihrem Fall habe die Konstellation ganz einfach gestimmt. «Bei der Wahl selber hätte ich ein knapperes Resultat erwartet», so Dittli. «Ich bin von einem zweiten Wahlgang ausgegangen und habe Heidi Z’graggen 80 bis 90 Stimmen zugetraut.» Auch der FDP-Vertreter sieht den Hauptgrund für Z’graggens Scheitern darin, «dass sie nicht in Bern politisiert und damit zuwenig bekannt ist». «Wenn man nicht im eidgenössischen Parlament sitzt, ist man beinahe chancenlos. Es bräuchte schon eine ganz spezielle Konstellation», so Dittli. Amherd habe ihre gute Vernetzung ausspielen und nicht einfach nur ihre Dossierkenntnis unter Beweis stellen, sondern diesbezüglich – im Gegensatz zu Heidi Z’graggen – auch zu den parlamentarischen Beratungen Bezug nehmen können. Das hat sich in den Hearings wohl deutlicher manifestiert als angenommen», glaubt Dittli. «Heidi Z’graggen fehlte da und dort Wissen, das für einen Parlamentarier Alltag ist.»
«Uri hat gewonnen», sagt Landammann Roger Nager optimistisch. «Heidi Zgraggen als offizielle Kandidatin zu haben, war beste Werbung für den Kanton Uri. Durch ihre Kandidatur war auch Uri über die vergangenen Wochen täglich ein Thema.» Dass nur ein Wahlgang nötig war, und dieser erst noch so deutlich ausfiel, habe ihn überrascht. «Es zeigt aber, dass Bundesratswahlen sehr schwer voraussehbar sind.» Es sei schade für Heidi Zgraggen, trotzdem aber dürfe man stolz sein, dass die Möglichkeit einer ersten Urner Bundesrätin zum Greifen nahe gewesen sei. Die Wahlen live vor Ort mit zu verfolgen, sei sehr spannend gewesen. «Das Bundeshaus strahlt eine Magie aus», so Nager. «Man muss aber auch sehen, dass es ein Knochenjob ist, hier zu politisieren, sei es als Parlamentarier und erst recht als Bundesrat.» Ein bisschen Erleichterung ist aber bei Roger Nager auch zu spüren. «Wir dürfen nun weiterhin auf die grosse Erfahrung von Heidi Zgraggen im Regierungsrat zählen. Das wäre bei einer Wahl weggefallen.» Ihren Beitrag innerhalb des Kollegiums hätte man vermisst. Trösten könne sich der Kanton Uri auch damit, dass eine Walliserin gewählt wurde. «Viola Amherd wird die Interessen der Gebirgskantone im Bundesrat vertreten. Und das ist insbesondere von Bedeutung, wenn es um die Diskussion um die Wasserzinsen geht», so Nager.