Anhänger von Brauchtum und Folklore kamen an der Sennenchilbi voll auf ihre Kosten. Das 425-jährige Bestehen der Sennenbruderschaft wurde würdig umrahmt. Einzig der Föhn kam den Fahnenschwingern etwas in die Quere.
Gestern kurz vor neun Uhr, nach dem Geläute der Pfarrkirche empfing das Alphorntrio «Tells Apfelschuss» die Sennenbruderschaft Bürglen mit Sennenvater Kari Herger und seiner Frau beim Einzug in die Kirche. Anlässlich des 425-Jahr-Jubiläums sind auch die anderen zehn Fahnendelegationen der Sennenbruderschaften aus der ganzen Innerschweiz eingeladen worden.
«Heute feiern wir ein Fest des Dankes für jedes Jahr, das wir erleben dürfen», sagte Pfarrer Wendelin Bucheli bei der Begrüssung. Und zum Sennenvater, der die Bruderschaftskerze in die Kirche tragen durfte, bemerkte er: «Kari Herger hat es verdient, dass er am 29. September an der Michaelsgemeinde gewählt worden ist.» Die Lesung aus dem Buch der Weisheit durfte der Sennenvater persönlich vortragen. Der feierliche Gottesdienst wurde von den Flüeler Sängerknaben – unter der Leitung von Jonas Gisler – gesanglich, und von der Sechsermusik Bürglen und dem Alphorntrio musikalisch umrahmt.
Nach der Messe lockte das schöne und warme Wetter viele Zuschauer auf den Kirchplatz. Dort spielte die Bürgler Blasmusik und danach traten nochmals die Flüeler Sängerknaben und das Alphorntrio auf, bevor es zum eigentlichen Höhepunkt kam – dem Fahnenschwingen. Begleitet von der Bürgler Sechsermusik griff Vorfähnrich Erich Marty als Erster zum Fahnen, dem eine beachtliche Darbietung gelang. Ähnlich gut schlug sich auch Hauptmann Michi Herger. David Kempf und Josef Gisler bewiesen eine Portion Mut, als sie den Fahnen trotz der starken Böen in die Luft warfen. Sie mussten sich mehrmals heftig strecken, um diesen wieder aufzufangen.
Als dann Sennenvater Kari Herger den Fahnen in die Hand nahm, sahen die Zuschauer bald, dass er in den letzten 32 Jahren - damals war er selber einer der Sennen – nichts verlernt hatte und den Jungen noch etwas vormachen konnte. Mit sicherer Hand schwang er den Schweizerfahnen und verzichtete wegen des starken Föhns gänzlich auf riskant hohe Würfe und konzentrierte sich stets darauf, gut im Schwung zu bleiben.
Nach der traditionellen Andacht nach dem Mittagessen in der Kirche erlebte Kari Herger einen weiteren Höhepunkt beim nachmittäglichen, farbenfrohen Festumzug mit der Sennenfamilie zum Festgelände auf dem Schulhausareal. Angeführt wurde der Einzug von der Tryychlergruppe Bürglen und mit dabei waren auch die anderen Sennenbruderschaften der Zentralschweiz, Alphornbläser, Fahnenschwinger und zahlreiche Besucher.
Auf dem Festareal wurden die unzähligen Menschen von den beiden Speakern Hansueli Gisler und Hanspeter Kempf mit folgenden Worten begrüsst: «Scheen, sind iär alli da bi is a dä Sännächilbi.» Danach wurden die jungen Sennen mit ihren Begleiterinnen vorgestellt und jeder Einzelne hatte danach noch einen Auftritt als Fahnenschwinger.
Festredner Urban Camenzind stellte bei seiner Ansprache fest: «Das ganze Dorf ist heute geschmückt und alle Leute sind auf den Beinen, so muss es an der Sennenchilbi sein.» Zunächst gratulierte er der Sennenbruderschaft zu ihrem 425-jährigen Jubiläum und meinte: «Es ist schon sehr speziell, denn in meiner Heimatgemeinde Gersau feiert die dortige Sennenbruderschaft ebenfalls ihr 425-jähriges Bestehen.»
Der Obmann der Innerschweizer Sennenbruderschaften, Toni Waldis, aus Gersau meinte: «Ich bin sehr positiv überrascht über die riesige Anzahl von Besucherinnen und Besuchern an der Chilbi und ich darf befriedigt feststellen, dass hier in Bürglen die volkstümliche Tradition noch gelebt wird.» Begleitet von Hans und Sepp Imholz trat danach die Trachtengruppe Bürglen auf und zeigte den Gästen ein paar beeindruckende Tänze, während sich die Kinder im Streichelzoo vergnügen konnten.