Kolumne
«Die junge Sicht»: #MentalHealthMatters

Psychische Gesundheit – ein Thema, das noch immer stigmatisiert wird. Das darf nicht sein, schreibt Flavia Röösli.

Flavia Röösli, Vizepräsidentin «Die Junge Mitte Kanton Zug»
Flavia Röösli, Vizepräsidentin «Die Junge Mitte Kanton Zug»
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Gemäss Studien leidet rund jede zweite Person im Laufe ihres Lebens an einer psychischen Erkrankung. Trotz dieser enorm hohen Zahl an betroffenen Menschen wird das Thema «Mental Health» immer noch stark stigmatisiert und aus dem öffentlichen Diskurs verdrängt. Dieser Umstand führt dazu, dass sich die Betroffenen oft für ihre Krankheit schämen und sich dadurch vermehrt aus ihrem sozialen Leben zurückziehen. Die Folge davon ist meist eine Verschlechterung des psychischen Zustandstands, was zeigt, welch wichtige Rolle zwischenmenschliche Kontakte in unserem Leben spielen. Somit könnte das Umfeld eine entscheidende Rolle in solchen Situationen spielen, was jedoch ein Verständnis für das Thema «Mental Health» erfordert.

Eine psychische Erkrankung ist jedoch nicht gleich sichtbar wie ein Knochenbruch und es gibt nicht die Therapie dafür, was die ganze Sache komplex macht. Folglich müssen Freunde und Familie viel mehr Feingefühl in solchen Situationen aufbringen, obwohl genau dies die grösste Schwierigkeit darstellt. In derartigen Momenten kann professionelle Hilfe eine grosse Stütze für Betroffene wie auch deren Umfeld sein, was allerdings ein genügend grosses Angebot bedingt.

In den letzten Monaten haben sich die Zeitungsartikel gehäuft, welche von einer Überlastung der Psychiatrien berichtet haben. Glücklicherweise war die Situation im Kanton Zug nicht so angespannt wie in anderen Kantonen, was sicherlich auch mit der guten Arbeit unserer Regierung, im Speziellen mit der Gesundheitsdirektion von Martin Pfister, zu tun hat. Dies ändert aber nichts am Umstand, dass ein strukturelles Problem in dieser Thematik vorliegt.

Seit Jahren werden in der Schweiz zu wenige Ärztinnen und Ärzte ausgebildet und noch weniger von ihnen entscheiden sich nach dem Studium, den Facharzttitel in der Psychiatrie abzulegen. Dadurch ist über die Jahre hinweg ein akuter Mangel an Psychiaterinnen und Psychiatern entstanden, was nun vor allem die Jugendlichen in unserem Land zu spüren bekommen. Ab dem 1. Juli 2022 dürfen zwar Psychologinnen und Psychologen eigenständig abrechnen, was sicherlich eine Erleichterung für das System mit sich bringt. Nichtsdestotrotz reicht dies nicht, da Psychologinnen und Psychologen keine Medikamente verabreichen dürfen und so nur einen Teil des Spektrums an psychischen Erkrankungen abdecken können.

Folglich ist es einerseits an der nationalen Politik, etwas gegen dieses strukturelle Problem zu unternehmen. Anderseits ist es auch an der Gesellschaft, sich mehr mit dem Thema «Mental Health» auseinanderzusetzen, um der Stigmatisierung endlich ein Ende zu setzen. Denn bitte vergessen Sie nicht, dass es jeden treffen kann und daher #MentalHealthMatters.

Hinweis: In der Kolumne «Die junge Sicht» äussern sich Mitglieder der Zuger Jungparteien zu frei gewählten Themen. Ihre Meinung muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.